Soli-Erklärung mit den Betroffenen der Thüringer Outcalls

*** Triggerwarnung: Das Statement thematisiert Fälle sexueller/sexualisierter Gewalt ***

In den letzten Jahren hat es in der Thüringer linken Szene mehrere Outcalls gegeben, welche Fälle sexueller/sexualisierter Gewalt beschreiben (1). Auch wir möchten uns noch dazu äußern und den Betroffenen unsere bedingungslose Solidarität aussprechen. Wir bewundern euren Mut dies öffentlich zu machen, trotz der leider erwartbaren vielen negativen Reaktionen. In der Unfähigkeit der Szene mit diesen Outcalls umzugehen hat sich gezeigt, dass wir ein sehr großes Problem haben, welches ihr uns aufgezeigt habt. Dies muss sehr viel Schmerzen verursacht haben, doch es war nicht umsonst! Wir sehen in der Szene einen deutlich veränderten Diskurs zu diesem Thema und immer mehr Menschen setzen sich damit auseinander. Hoffentlich haben Betroffene es somit in Zukunft leichter Übergriffe öffentlich zu machen und Tätern ihren Raum zu nehmen. Das haben wir euch zu verdanken! 

Auch in unserer Gruppe hat dies viele Prozesse angestoßen. Seit unserer Gründung vor ca. einem dreiviertel Jahr haben wir uns von Beginn an mit dem Thema sexuelle/sexualisierte Gewalt auseinandergesetzt. Da wir nicht davon ausgehen können, dass solche Fälle nicht auch unsere Gruppe betreffen, haben wir eine Ansprechgruppe eingerichtet, an die sich Betroffene wenden können wenn es im Zusammenhang mit unserer Gruppe zu Fällen sexueller/sexualisierter Gewalt kam. Da Betroffene häufig mit sehr viel Unwissenheit und Unfähigkeit konfrontiert werden, wenn sie von Übergriffen berichten, möchten wir den dadurch entstehenden Schmerz verhindern, indem sich an unsere Ansprechgruppe gewendet werden kann. Diese besteht aus zwei Personen (einer FLINTA*-Person und einem Cis-Mann), welche sich mit der Thematik auskennen sowie diskret und parteilich mit Betroffenen agieren. Gemeinsam mit der Ansprechgruppe kann dann ein weiteres Vorgehen besprochen werden. Die Ansprechgruppe erreicht ihr unter der Mail ansprechgruppe-tbj@systemli.org. Falls ihr verschlüsselte Kommunikation bevorzugt findet ihr den PGP-Key auf unserer Website unter Kontakt oder im Anhang. 

Damit die Verantwortung der Auseinandersetzung mit dem Thema allerdings nicht an der Ansprechgruppe hängen bleibt, versuchen wir auch uns in der Gruppe selbst-reflexiv mit Männlichkeit auseinanderzusetzen und wir haben ein Konzept zum Umgang mit sexueller/sexualisierter Gewalt in der Gruppe ausgearbeitet. 

Eine Zusammenarbeit mit den Tätern und Täterschützer*innen schließen wir aus und auch zu unseren Veranstaltungen haben sie keinen Zutritt. Solle eine Zusammenarbeit unwissentlich stattfinden weist uns gerne darauf hin. 

Als Ortsgruppe der tierbefreier*innen streben wir nicht nur die Befreiung von nichtmenschlichen Tieren an, sondern die Überwindung aller Herrschaftsformen und Gewaltverhätnisse, welche zum Teil tief in uns eingeschrieben sind. Somit ist für uns klar, dass wir uns dem Thema sexuelle/sexualiserte Gewalt widmen müssen und wir hoffen mit den beschrieben Maßnahmen einen Beitrag leisten zu können.

 

Solidarische Grüße,

die tierbefreier*innen Jena

 

(1) https://dasschlechtegewissen.noblogs.org/chronik/

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